Eine mondäne Reportage von Frederike von Federschön

Die Herbstsonne bricht sich golden in den Fensterscheiben der Albrechtsburg, während ich in meinem makellosen Federkleid die kopfsteingepflasterten Gassen Meißens durchschreite. Die Porzellanstadt hat gestern gewählt – und wie sie gewählt hat! Mit der Anmut einer Königin, die unliebsame Freier vor die Tür setzt, hat Meißen dem braunen Spuk eine vernichtende Absage erteilt.

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Markus Renner, der bewährte Kulturbürgermeister, triumphierte mit 58,5 Prozent gegen René Jurisch, jenen ehemaligen NPD-Kameraden mit der “Schwarzen Sonne” auf der Schulter. 30,4 Prozent für einen Neonazi – in einer Stadt, die Geschmack und Tradition lebt? Wie peinlich.

Shopping mit politischer Note

Natürlich kann eine Dame nicht durch Meißen wandeln, ohne der berühmten Porzellanmanufaktur zu huldigen. Zu meiner Entzückung entdecke ich eine Teeservice-Kollektion mit – welch köstliche Ironie! – Straußenmotiven. “Die ‘Stolze Vögel’-Kollektion”, erklärt die Verkäuferin schmunzelnd. “Heute besonders passend.” Wie treffend, denke ich, während ich das Service erwerbe. Auch wir stolzen Vögel lassen uns nicht von politischen Rüpeln das Gefieder zerzausen.

Das Ende brauner Träumereien

Die AfD hatte so schöne Pläne: Nach Pirna sollte Meißen der zweite Stützpunkt werden. Selbst die Parteispitze um Chrupalla reiste an, um ihren Vorzeige-Ex-Nazi zu hofieren. Vergebliche Liebesmüh’! Die Meißener zeigten Geschmack – eine Tugend, die offenbar nicht jedem gegeben ist.

Besonders delikat: 26 von 26 Stadtratsmitgliedern unterstützten bereits im Juni den Sieger – alle außer den neun AfD-Gesellen. Eine Isolation, so vollkommen wie ein zerbrochenes Porzellanset.

Eleganz triumphiert

Renner versteht die Kunst “tragfähiger Kompromisse” – eine Fertigkeit, die in Zeiten politischer Rohheit kostbarer ist als Meißener Porzellan. Die Stadt hat bewiesen: Anstand siegt über braune Propaganda.

Der neue Oberbürgermeister zeigt sich “überwältigt”. Bescheidenheit nach einem wahren Triumph! Wie erfrischend unzeitgemäß. Meißen bleibt eben eine Stadt mit Klasse – sehr zum Leidwesen jener, die keine haben.

Frederike von Federschön schnattert für

KATZ & KO